Durch die im 18. Jahrhundert vielerorts in der Lausitz sich ereigneten Brandschäden machten sich anschließend oft zahlreiche Kirchenneubauten erforderlich. Dem Engagement der Kirchenpatrone aus den Reihen adliger Grundherrschaften verdanken wir die Errichtung zahlreicher, wundervoller barocker Dorfkirchen. Neben der Ausstattung dieser Gotteshäuser mit einmaligen Zeugnissen der Sakralkunst fand gleichzeitig eine Bereicherung der einst nur geistlichen Vokalmusik mit Hilfe instrumentaler Begleitung, insbesondere von Orgelinstrumenten statt.
Unter den sächsischen Orgelbauern ist der Name von Abraham Strohbach aus dem westlausitzer Elstra bisher wenig erforscht worden. Vermutlich entstammt er im 18. Jahrhundert der berühmten Musikerdynastie Strohbach aus Lindenau in Böhmen, darunter Wenzel Strohbach (Organist), Christian Strohbach (Posaunist), Anton Strohbach (Bassist) und Johann Georg Strohbach (Kammersänger in Prag). Für Letzteren zeigte insbesondere der sächsische Kurfürst großes Interesse, um ihn für seine Dresdner Hofkapelle zu gewinnen.
Wieviel Orgelinstrumente der mit besonderen handwerklichen und technischen Fähigkeiten sowie musikalischen Begabungen gesegnete Müller Abraham Strohbach tatsächlich geschaffen hat, liegt im Dunkeln. Allein im sächsischen Raum sind 3 von ihm gebaute Instrumente heute noch örtlich bekannt. In der Filialkirche Arnsdorf wurde ein von 1722 aus Radeberg stammendes Instrument durch eine von ihm geschaffene neue Orgel im Jahre 1749 abgelöst. Auch die Marienkirche zu Putzkau erhielt 1751 ihre erste Orgel vom Vater des damaligen Kirchherrn, dem Freiherrn Peter von Riaucour, Geheimer Kammerrat von König August des Starken, anlässlich eines Familienbesuches gestiftet, welche Abraham Strohbach ebenfalls geschaffen hatte. Fast 200 Jahre erklang dieses historische Kunstwerk, bis es letztlich nach zahlreichen Reparaturen 1938 durch eine Schuster-Orgel aus Zittau ersetzt werden musste.
Zu den herausragenden Höhepunkten im instrumentalen Schaffen von Abraham Strohbach zählt zweifelsohne die Orgel der St. Michaeliskirche zu Elstra, deren technischer Ausführung und künstlerischen Ausschmückung er sich zwischen 1751-55 widmete.
Zum historischen Bestand des Instruments gehören das Gehäuse, Windladen, Spiel- und Registriermechanik, Manualklaviaturen, Registerknöpfe und etwa 6 Stimmen. Die Originaldisposition war vermutlich: Hauptwerk C. D – c³. Einmalig dekorativ wirkt der Prospekt mit seinen 3 Rundtürmen in deren Zwischenfeldern die einzelnen Pfeifen ruhen. Beeindruckend lässt sich der große Blindflügelschmuck mit Rokoko-Ornamenten und den Engelputten auf den Seitentürmen betrachten. Das Gebälk wird oberhalb der Pfeiler mit 4 Deckelvasen und vergoldeten Tuchgehängen geziert. Abschließend grüßt den Betrachter vom Mittelturm ein goldener zwölfstrahliger Zimbelstern. Für den Kirchenmusiker als auch für den denkmalhistorisch interessierten Laien und Kunstliebhaber ist es ein herausragender Genuss und Erlebnis dieses einmalige selten gewordene historische Instrument optisch und stimmlich im Kirchenraum zu erleben.
Klaus Th. Henke